Perfekter Text am besten im Perfekt. Oder nicht?
Schreibt man Berichte im Präteritum oder im Perfekt? Unseren Kunden und befreundeten Agenturen gibt diese Frage immer wieder Anlass zu Diskussionen: In welcher Vergangenheitsform sollte perfekter Text stehen?
Was meinen Sie? Ist es besser zu schreiben: „Unternehmen xy hat im vergangenen Jahr xx Euro Umsatz erzielt“ oder „erzielte xx Euro Umsatz“?
In der Regel gilt: Wir verwenden das Präteritum, wenn ein Vorgang in der Vergangenheit liegt und abgeschlossen ist. Reichen seine Auswirkungen hingegen bis in die Gegenwart, dann setzen wir das Perfekt ein. Also: „Angela Merkel eröffnete die Industriemesse“ ist richtig, wenn die Messe ihre Tore bereits wieder geschlossen hat. „Angela Merkel hat die Industriemesse eröffnet“ hingegen stimmt, wenn die Messe noch andauert.
Perfekter Text – natürlich, Goethe hat’s gekonnt
Ein dazu oft zitiertes, schönes Beispiel (und absolut perfekter Text) sind die abschließenden Sätze aus Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“, die die Beerdigung des jungen Selbstmörders schildern: „Der Alte folgte der Leiche und die Söhne, Albert vermocht es nicht. Man fürchtete für Lottens Leben. Handwerker trugen ihn. Kein Geistlicher hat ihn begleitet.“
Der markante Wechsel vom Präteritum ins Perfekt macht deutlich: Die Beerdigung ist abgeschlossen, nicht jedoch Werthers Leiden. Da er kein christliches Begräbnis erhielt, werden sie im Jenseits fortdauern.
In Hemdsärmeln
Jenseits der Regeln und der klassischen Literatur aber ist es das Sprachgefühl, das bestimmt, was richtig oder falsch erscheint. Deswegen empfinden viele heute das Präteritum als gestelzt, zugleich aber auch als würdevoll und seriös. Das Perfekt hingegen ist der gesprochenen Sprache näher, kommt in Hemdsärmeln daher.
Beim Formulieren von Texten für Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsberichte achten wir darum genau darauf, wie unsere Kunden ihr Unternehmen sprachlich repräsentiert haben möchten. Wenn sie das Offiziöse, das Erzählende betonen, dann nutzen wir das Präteritum stärker. Wollen sie hingegen besonders dynamisch und offen erscheinen, dann empfiehlt es sich, häufiger ins Perfekt zu wechseln.